Frauenarbeit ist mehr wert!
Wie viel ist die Arbeit von Frauen wert? Wir können es wenden, wie wir wollen: ob nicht erklärbare Lohndiskriminierung oder erklärbare Lohnunterschiede; Frauen verdienen zu wenig in diesem Land für ihre Arbeit. Ganze 717 Franken pro Monat verdient eine Frau weniger als ein Mann sogar bei gleicher Arbeit. Und dies obwohl wir seit 1981 gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit in der Bundesverfassung verankert haben. Tagtäglich wird in den Schweizer Betrieben Verfassungsbruch gemacht und den Frauen Löhne vorenthalten.
Über 500’000 Frauen mit abgeschlossener Ausbildung verdienen in der Schweiz weniger als Fr. 4500 im Monat (bei einer Vollzeitstelle). Dazu kommt, dass Frauen aufgrund von Care-Arbeit und Teilzeitarbeit weniger bezahlte Erwerbsarbeit machen (können). Die Folge: Die Hälfte der Frauen verdient im Monat weniger als 4500 Franken, jede vierte Frau gar weniger als Fr. 2500 im Monat. Damit ist nicht nur finanzielle Abhängigkeit, sondern auch Altersarmut, vorprogrammiert.
Lets talk about money!
Tiefe Frauenlöhne sind kein Naturgesetz. Die konservativen Patriarchen oder neoliberalen Ökonomen wollen immer wieder die offiziellen Lohngleichheits-Statistiken anzweifeln und die Lohndiskriminierung wegdiskutieren. Mit dieser Ablenkungsstrategie wollen sie vom Verfassungsbruch bei den Frauenlöhne ablenken. Aber ohne uns! So fordern Frauen faire Löhne und endlich die Umsetzung der Lohngleichheit.
Darum: Lets talk about money! Reden wir in den Betrieben und öffentlich über die Löhne und die Lohnpolitik. Dafür braucht es Transparenz über die Löhne. In der EU wurde gerade eine Transparenzrichtline beschlossen.[1] Damit müssen Arbeitgeber*innen neu Transparenz schaffen. So muss die Arbeitgeberin bei jeder neuen Stelle über den Einstiegslohn oder die Lohnspanne der ausgeschriebenen Stelle informieren. Zudem muss die Arbeitgeberin Transparenz schaffen über die Löhne für Arbeitnehmende, die gleiche oder gleichwertige Arbeit machen – aufgeschlüsselt nach Geschlecht.
An die Schweizer Arbeitgeber*innen und die Bundespolitik: wir brauchen und fordern diese Transparenz auch in der Schweiz. Die Forderung ist bereits auf der politischen Agenda. Wir fordern höhere Frauenlöhne insbesondere in den Berufen mit traditionell hohem Frauenanteil wie Pflege, Betreuung, Verkauf. Und es braucht Sanktionen bei Nichteinhaltung der Lohngleichheit.
Es braucht neben der Politik auch die Verhandlungsmacht in den Betrieben und Branchen. Darum organisiert euch bei einer Gewerkschaft. Bereits vor 150 Jahren hat der erste Arbeiter*innenkongress 1873 gleichen Lohn für gleiche Arbeit gefordert.[2] Gemeinsam sind wir in den Betrieben und Branchen stärker. Eines ist klar: Frauen können rechnen. Darum an die Arbeitgeber*innen: es ist mit uns zu rechnen!
Denn: Frauen verdienen mehr! Mehr Lohn, aber auch mehr Respekt! Kämpfen wir gemeinsam dafür! Heute, morgen und wenn nötig auch übermorgen!
Rede Feministischer Streik am 14. Juni 2023, Bern Bundesplatz
Natalie Imboden, Nationalrätin GRÜNE
(Es gilt das gesprochene Wort)
[1] EU-Pressemitteilung vom 24. April 2023, Geschlechtsspezifisches Lohngefälle: Rat nimmt neue Vorschriften zur Lohntransparenz an
[2] 3.2. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit (11.02.2009) Frauen Macht Geschichte 1848–2000 (Hrsg.: Eidg. Kommission für Frauenfragen)